Zum Geleit
Ass.-Prof. Mag. Dr. Peter Mauser
FB Germanistik, Universität Salzburg
Stellen Sie sich vor: Sie haben noch ein paar schöne Zirbenbretter auf dem Dachboden liegen und wollen daraus ein repräsentatives Möbelstück zimmern. Wer kann dabei helfen? Natürlich, ein Tischler! Anrufen, Termin vereinbaren, Bretter ins Auto laden…schon stehen Sie mit einem Stapel Bretter auf den Armen in der Werkstatt des Tischlers, der Ihnen erklärt, dass er Ihr ambitioniertes Projekt gerne unterstützen werde, dass aber zur Umsetzung Ihres Möbelwunsches der Umgang mit Dickten- und Handhobel, Formatkreis- sowie Bandsäge, Langlochbohrer, Oberfräse, Schwingschleifer etc. unerlässlich sei. Sie schlucken. Den Akkubohrer, das einzige Arbeitsgerät, mit dem Sie bisher gearbeitet haben, erwähnt er gar nicht! Die Bretter in Ihren Armen werden schwerer...
Knapp anderthalb Jahre liegt es jetzt zurück, das erste Arbeitstreffen mit Josefa Fritz und Birgit Koch, bei dem die beiden mich um Tipps und Anregungen für ein in Vorbereitung befindliches Fuschler Dialekt-Wörterbuch baten. Das Material sei gesammelt, jetzt müsse es in entsprechende Form gebracht werden. Nach unserem ersten Treffen werden sich die beiden wohl genau so gefühlt haben: Belastet vom gesammelten Material. Wie sind die Belege zu ordnen? Welche Form der Transkription zwischen professioneller Lautschrift und Laienumschrift ist zu wählen? Was ist beim Verfassen einer Worterklärung zu berücksichtigen? Meine Ausführungen zu derlei Aspekten hätten die beiden leicht verzweifeln lassen können. Mit frohem Mut, ein paar weiteren Arbeits-sitzungen und viel Engagement aber gelang es Josefa Fritz und Birgit Koch, das Rohmaterial in seine jetzt vorliegende Form zu bringen.
Das mit viel Hingabe, Sorgfalt und Sachkundigkeit von den beiden erstellte Fuschler Dialektwörterbuch kann die Farbigkeit und Vielfältigkeit dialektaler Sprachformen aus der Region verdeutlichen und so als ein wichtiges Dokument regionaler sprachlicher und kultureller Identität betrachtet werden, das einen breiten Kreis an interessierten Leserinnen und Lesern verdient!
VORWORT
In der heutigen Zeit ist Vieles einem schnellen Wandel unterworfen, auch unsere Sprache. Früher gebräuchliche Wörter, Lautungen und Redewendungen laufen Gefahr, in Vergessenheit zu geraten. Mit der vorliegenden Mundartsammlung wird versucht, den regionalen Sprachschatz der Fuschlsee-Region zu dokumentieren.
Der Inhalt des vorliegenden Buches sollte dazu dienen, der interessierten Bevölkerung, den zukünftigen Generationen sowie unseren Gästen, die Besonderheit unserer Mundart verständlich zu machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass das sprachliche Erbe unserer Vorfahren in Zusammenhang mit der wunderbaren Landschaft, in der wir leben dürfen, tief in uns verwurzelt ist. Und es ist wert, festgehalten zu werden. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle bei den Initiatorinnen dieses Buches auf das Herzlichste bedanken. Sie haben mit Ihrer Arbeit ein Stück regionale Sprachgeschichte beleuchtet und interpretiert.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern viel Freude mit dieser wunderbaren Ausgabe: „FUSCHLER ZEITSPUREN“ – MUNDART aus der Fuschlsee-Region.
Franz Josef Vogl, Bürgermeister Fuschl am See
Die gleiche Sprache zu sprechen fördert den Austausch und verbindet, dabei dasselbe zu meinen und zu spüren, weckt Heimatgefühle.
Mundart ist Ausdruck von Heimat, ist Volkskultur. Früher konnte man über die Mundart Menschen einer kleinen Region gut zuordnen. Heute ist das, wenn überhaupt, nur mehr in größeren Gebieten möglich. Unsere Mobilität und digitale Medien haben in besonderem Maße Einfluss auf diese Entwicklung. Und gleichzeitig entstehen wieder neue regionale Sprachkulturen – vor allem unter Jugendlichen, deren Abkürzungssprache manchmal schwer zu verstehen ist.
Faszinierend ist es, dass heute neben immer mehr englischen Bezeichnungen (z. B. googeln, chillen) manchmal sogar wissenschaftliche Ausdrücke schnell in den allgemeinen Sprachgebrauch gelangen und in Mundart aufgehen – „Ilex“ statt Stechpalme. Und dazu gibt es auch wieder einen Gegentrend mit Übersetzungen wie zum Beispiel „Kaffee zum Wegtragen“.
Diese Veränderungen und Trends lassen sich im Grunde nicht wirklich beeinflussen.
Besonders interessant kann es sein, sich mit Sprachen auseinander zu setzen und die Entstehungsgeschichte für Ortsbezeichnungen, für Dinge und Themen des Alltags oder sogar für den eigenen Namen zu hinterfragen. Wie etwas zu seinem Namen kommt, kann durchaus mit einer interessanten Geschichte zu tun haben.
Mit der raschen Veränderung der Sprache geht gleichzeitig viel von diesem regionalen, kulturellen Erbe verloren – so verschwinden Geschichten, geht Geschichte verloren. Deshalb ist es wichtig, sich mit der regionalen Sprache und deren Veränderungen zu beschäftigen und diese zu dokumentieren.
Im Namen des Salzburger Bildungswerkes darf ich allen, die sich am Entstehen der vorliegenden Dokumentation „FUSCHLER ZEITSPUREN“ beteiligt haben - vor allem der Bildungswerkleiterin Josefa Fritz - ganz herzlich gratulieren und auch danken, dass sie diese wichtige Aufgabe übernommen haben.
Richard Breschar, Salzburger Bildungswerk
"Jede Region liebt ihren Dialekt, sei er doch eigentlich das Element, in welchem diese Seele ihren Atem schöpfe."
(Johann Wolfgang von Goethe)
Je mehr ich mich mit dem Thema „Dialekt“ auseinandergesetzt habe, umso besser verstand ich den Ausspruch des großen Dichters J.W. von Goethe. Die Sprache, im Besonderen der Dialekt, spiegelt die Vergangenheit einer Region als kulturelles Gedächtnis wider. Im vorliegenden Buch ist es die Region Fuschlsee und Umgebung, ausgehend von Fuschl am See über Faistenau und Hintersee bis nach Hof bei Salzburg, Thalgau und Sankt Gilgen.
Da der Dialekt im ländlichen Raum langsam aber ständig verschwindet, verlieren wir unaufhaltsam einen Teil unserer regionalen Identität. Dieses Buch soll dazu beitragen, dass Wörter und Ausdrucksformen der regionalen Mundart und deren Bedeutungen nicht vergessen werden und für die Nachwelt erhalten bleiben.
Tatsache ist, dass Menschen, die den Dialekt im Alltag sprechen, immer weniger werden. Die Gründe dafür sind der starke und rasante Wandel in der Gesellschaft, die neue Form der Kommunikation durch zahlreiche Medien und nicht zuletzt auch der Tourismus und die wachsende Internationalität.
Nachfolgende Generationen werden sich wundern über die uralten Bezeichnungen für Menschen mit besonderen Eigenschaften, für Werkzeuge und Alltagsgegenstände sowie für landwirtschaftliche Geräte. Zahlreiche Ausdrücke sind heutzutage bereits unbekannt, da sie in unserem Leben keine Verwendung mehr finden, nicht mehr im aktiven Sprachgebrauch vorkommen.
Birgitta Koch, eine begeisterte Sammlerin von regionalen Mundartwörtern und alten Redewendungen, hat mich dazu animiert, dieses Werk gemeinsam mit ihr in Angriff zu nehmen. Ihre Sammlung wurde ergänzt durch die Mithilfe älterer Menschen aus Fuschl am See. Mit unerwartet großem Engagement erinnerten sie sich an alte und fast vergessene Ausdrücke und deren Bedeutungen. In so mancher Stammtisch- oder Freundesrunde waren der alte Fuschler Dialekt und das geplante Werk ein willkommenes Gesprächsthema. Dabei mussten wir feststellen, dass viele Mundartausdrücke herzlicher und inniger, aber auch ab und zu gröber und spöttischer als in der Schriftsprache sind.
Die Einbindung unserer Volksschulkinder als generationenübergreifendes Projekt stellte den Bezug zur jungen Generation her. Der Auftrag lautete, mit Hilfe der Eltern oder Großeltern alte Wörter und Begriffe zu finden. Die Ausbeute war beeindruckend.
In diesem Wörterbuch finden Sie auch eine interessante Sammlung von alten Sprüchen und regionalen Volksweisheiten. Ihre Aussagekraft darf nicht unterschätzt werden. Mit einfacher Bildersprache wurden früher Lebensweisheiten von Generation zu Generation mündlich überliefert. Einige davon haben sich in unserer Region bis in die Gegenwart hinübergerettet.
Das vorliegende Werk, verfasst „von Laien für Laien“ erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und absolute Richtigkeit. Es gibt viele Interpretationsspielräume bei der Übersetzung bzw. Beschreibung der Mundartwörter. So entdeckten wir in der Region bzw. innerhalb eines Ortes – oft von Familie zu Familie - unterschiedliche Wortbetonungen und -erklärungen. Wir haben uns auf die gebräuchlichsten Ausdrucksformen festgelegt.
Von der vorliegenden Mundartsammlung gibt es auch eine vertonte Version, für „Dialektunkundige“ eine Möglichkeit, sich per Mausklick die Aussprache und Betonung der Dialektwörter anzuhören. Für unsere Gäste aus nah und fern, welche in unserer schönen Region Urlaub machen, bietet dieses Buch in Kombination mit der akustischen Unterstützung im Internet eine seltene Gelegenheit, die Sprache der Region Fuschlsee näher kennenzulernen.
Möge die Audio-Version im Netz vielen Leserinnen und Lesern aufschlussreiche Erkenntnisse bringen und vor allem Freude bereiten.
Josefa FRITZ, Salzburger Bildungswerk / Fuschl am See
Mundartwörter und von A bis Z
Dank und Anerkennung
Förderung und Unterstützung:
Gemeinde Fuschl am See
Tourismusverband Fuschl am See
Raika St. Gilgen-Fuschl-Strobl
Organisatorische Unterstützung
Salzburger Bildungswerk
Wissenschaftliche Betreuung
Ass.-Prof. Mag. Dr. Peter Mauser,
FB Germanistik, Universität Salzburg
Bearbeitung am Computer:
Alfred Zieger
Birgitta Koch
Vertonung und Bearbeitung im Internet:
Andy Weishäupl
Daniel Minar
Erwin Klaushofer
SprecherInnen:
Birgitta Koch
Josef Klaushofer sen., Herberg
Franz Herbst
Ing. Hartmut Schremser
Irene Leitner, Treindl
Theresia Koch
Franziska Messner
LektorInnen:
Antonia Lakner
Otto Koch jun.
Fotos:
Stefan Häuserer
Franz Herbst
Josefa Fritz
IMPRESSUM:
Herausgeber
Gemeinde Fuschl am See / Bildungswerk Fuschl am See
Dorfplatz 1, 5330 Fuschl am See
Tel. +43 6226 8229
Für den Inhalt verantwortlich
Birgitta Koch
Josefa Fritz
1. Auflage 2016
Alle Rechte vorbehalten